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Moderner Strohballenbau

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Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurden erste Gebäude mit Strohballen gebaut. Zunächst wurden die Strohballen wie Ziegelsteine aufeinandergesetzt. Später wurde Stroh zur Ausfachung genutzt, in einem Ständerwerk aus Holz. Ist der Bau mit Stroh nun eine alte, längst überholte Technik? Nein, weit gefehlt. Strohballenbau ist modern, umweltschonend, gesund und zukunftsfähig. Wir haben die wichtigsten Fakten für Sie zusammengestellt:

Stroh als nachwachsender Baustoff

Im Gegensatz zu gewöhnlichen Baumaterialien wie Ziegel und Beton ist Stroh ein rasant nachwachsender Rohstoff. Stroh muss nicht extra hergestellt werden, es fällt als Abfallprodukt bei der Getreideernte an.
Selbst die Befürchtung, mit dem Baustoff Stroh eine Flächenkonkurrenz zum Nahrungsmitteanbau aufzubauen, kann ausgeräumt werden. Stroh- und Getreide gehören zusammen, sie wachsen auf einem Fleck.

Perfekte CO2-Bilanz

Stroh hat eine großartige CO2-Bilanz. Wenn das Getreide wächst, speichert es CO2 aus der Luft. Bei der Herstellung der Strohballen ist nur sehr wenig Energie erforderlich. Der Energiebedarf ist zum Beispiel vierzigmal geringer als bei der Produktion von Polystyrol. Stroh spart im verbauten Zustand viel CO2 aufgrund seiner enormen Wärmedämmung.

In der von Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe e. V. herausgegebenen Broschüre „Strohgedämmte Gebäude“ wurde die CO2-Bilanz des Baustoffes Stroh folgendermaßen bewertet:

„Mit der Energie, die die Herstellung eines konventionellen Massivbaus erfordert, kann ein Strohballenbau in vergleichbarer Bauart errichtet und 69 Jahre beheizt werden!“

Bauen mit Stroh kann ein entscheidender Schritt zum Schutz des Klimas sein. Immerhin stammen etwa vierzig Prozent des CO2-Ausstoßes aus dem Gebäudesektor.

Die Bauarten

Für den Bau mit Strohballen kommen heute hauptsächlich drei Varianten zum Einsatz:

1. Der lasttragende Strohballenbau

Bei der lasttragenden Bauweise werden Strohballen wie Ziegel gemauert. Danach werden sie mit Holz- oder Bambusstangen, die innen oder außen angebracht werden, versteift.
Stroh senkt sich in der ersten Zeit, daher muss man mit dem Verputzen einige Wochen warten. Das Setzen des Strohs kann durch Spannvorrichtungen und Gewichte beschleunigt werden. Nach vier bis sechs Wochen kann verputzt werden.

Ein Vorteil des Strohballenbaus ist, dass sich die Ballen leicht bearbeiten lassen. Rundungen, Schrägen und Gewölbe können viel leichter umgesetzt werden als im herkömmlichen Hausbau.

Häufig werden für die lasttragende Bauweise Großballen verwendet. Sie sind stabiler und höher belastbar als die kleinen. Allerdings ist bei Großballen die Wandstärke entsprechend dicker. Die Wandstärke bei der lasttragenden Bauweise beträgt 90 bis 130 Zentimeter.

2. Der nicht lasttragende Strohballenbau mit Holzständerwerk und Ausfachung

Alternativ zur lasttragenden Bauweise können fertige Ständerkonstruktionen in Kombination mit Stroh eine gute Lösung sein. Die Strohballen werden als Dämmstoff zwischen den Ständern eingefügt. Gegebenenfalls werden sie zusätzlich verdichtet. Gewöhnlich erfolgt das Verputzen bei dieser Bauweise nicht direkt auf dem Stroh, sondern auf einer ergänzenden Beplankung.

3. Der Holz-Stroh-Elementebau

Vorgefertigte Module aus Stroh lassen sich ausgezeichnet verarbeiten, sodass immer mehr Zimmereien diese Bauart bevorzugen. Stroh kann in verschiedene Formate gepresst und nach Wunsch verarbeitet werden. Oft sind die Strohmodule bereits mit einem groben Vorputz versehen.
Moderne Strohmodule können aufgrund der Holzrahmen lasttragend eingesetzt werden, sodass das Ständerwerk entfallen kann.
Der Vorteil dieser Bauweise ist die Schnelligkeit. Mithilfe der fertigen Elemente gelingt die Errichtung eines Geschosses an einem Tag. So entfällt das aufwendige Abdichten des Strohs zum Schutz vor Regen und Feuchtigkeit.

Schluss mit Vorurteilen

Vorurteil #1: Stroh brennt leicht

Das gilt nur für loses Stroh. Zum Bauen wird verdichtetes Baustroh verwendet. Durch die Verdichtung fehlt der Sauerstoff für einen Brand. Verputzte, aus Strohballen errichtete Wände werden mit der Feuerwiderstandsklasse F90-B bewertet. Das heißt, dass sie bei Feuer 90 Minuten lang ihre Funktionsfähigkeit behalten.

Vorurteil #2: Stroh zieht Schimmel und Feuchtigkeit an

Strohballenhäuser, die fachgerecht erreichtet werden, sind vor Schimmel und Feuchtigkeit gut geschützt. Entscheidend ist, dass nur trockenes Stroh verarbeitet wird und beim Bau keine Feuchtigkeit eindringen kann. Nach dem Bau sorgt Lehm- oder mineralischer Putz dafür, dass die Wände trocken bleiben. Lehm ist in der Lage, Feuchtigkeit zu binden und an die Luft abzugeben.

Vorurteil #3: Stroh bietet gute Voraussetzungen für Ungeziefer

Mäuse und andere Nagetiere bauen ihre Nester im Stroh. Beim Strohballenbau wird diese Gefahr aufgrund der stark verdichteten Strohballen ausgeschlossen. Der aufgebrachte Putz schützt zusätzlich vor Schädlingen.

Fazit

Stroh ist ein Baustoff der Zukunft. Das natürliche Material überzeugt durch

– gute Verfügbarkeit
– einfache Verarbeitung
– perfekte CO2-Bilanz
– hohe Wärmedämmung
– Energieeffizienz bei Herstellung und Nutzung
– gute Brandschutzeigenschaften
– einfache Nachnutzung

Für uns überzeugende Gründe, das ecohome 4.2-Konzept auf den Wandaufbau mit Holz-Stroh-Elementen umzustellen.