Nachhaltig produzierte und gesunde Heimtextilien

In den letzten Jahren hat sich besonders in Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern ein neues Denken durchgesetzt: Verbraucher achten zunehmend auf nachhaltig und ökologisch hergestellte, gesunde Produkte in allen Lebensbereichen – wie etwa beim Essen, bei der Kleidung, der Energiegewinnung und nicht zuletzt beim Hausbau. Wie kürzlich hier im Blog schon erörtert, sollte dieses Denken konsequenterweise nicht bei der Gebäudehülle enden, sondern auch für die Inneneinrichtung gelten: Dazu gehören neben schadstofffreien Möbeln auch Bettwäsche, Handtücher, Vorhänge & Co. Nicht nur beim Gewebe für Kleidungen, sondern auch bei allen anderen innerhalb der Wohnung verwendeten Textilien sollte Nachhaltigkeit, Ökologie und Gesundheit eine wichtige Rolle spielen.

Rohstoffe bei der Herstellung

handtuecherBeim Herstellungsprozess von Heimtextilien haben zahlreiche Faktoren mit Nachhaltigkeit und Gesundheit zu tun. Faktoren, die Verbrauchern auf den ersten Blick nicht auffallen: Dies beginnt bereits beim Anpflanzen der Rohstoffe und geht über die Färbung bis hin zur Ausrüstung und Konfektionierung von Stoffen, die mit der Haut in Kontakt kommen können bzw. Einfluss auf die Innenraumluftqualität haben.

Pestizide und andere Chemikalien in Textilprodukten können dem Menschen schaden. Seien sie nun in der Kleidung, die auf der Haut getragen wird, in der Bettwäsche, in die er sich nachts hüllt, oder in Teppichen enthalten, die in die Raumluft ausdünsten. Eine Schadstoffbelastung muss allerdings nicht zwangsläufig von der Düngung oder dem Einsatz der chemischen Keule zur Insektenvernichtung herrühren; auch bereits kontaminiertes Grundwasser kann die Ursache sein. Dies umso eher, je laxer der Umgang mit der Umwelt im Ursprungsland gehandhabt wird – seitens der Gesellschaft, aber auch seitens der dort produzierenden Firmen.

Nicht nur in den Textilien lassen sich die Schadstoffe dann finden: Sie  reichern sich in der Umwelt (und im menschlichen Organismus) an und belasten das Trinkwasser. In China, wo weltweit die meisten Textilien produziert werden, sind die Auswirkungen auf die Umwelt besonders gravierend. Im Rahmen der „Detox“-Kampagne entnimmt Greenpeace seit 2011 weltweit Proben aus den Abwässern der Textilfabriken und untersucht Kleidung und andere Textilien, die auch bei uns in den Handel kommen – sei es nun als Edelmarken oder Discounterware. Die Kampagne hat zum Ziel, Bewusstheit für die Problematik in der Bevölkerung, aber vor allem auch bei den Handelsketten zu schaffen und ein Anheben der Kriterien der verschiedenen Öko-Siegel zu erreichen. Interessante Informationen zur Kampagne und für einen bewussten Einkauf von Textilprodukten finden Sie in der Greenpeace-Publikation  „Textil-Label unter der Detox-Lupe – Einkaufsratgeber für giftfreie Kleidung“ (PDF, Auflage Oktober 2014).

Schadstoffe im konventionellen Produktionsprozess

handtuchWährend des Färbe- oder Druckprozesses gelangen immer noch zu oft Phtalate wie Diethylhexyphtalat (DEHP) in das Gewebe. Phtalate werden von vielen Fachleuten für Krebserkrankungen und Unfruchtbarkeit verantwortlich gemacht. Auch können Schilddrüse und Leber geschädigt werden. Bunt gefärbte Handtücher oder Bettwäsche könnten außerdem mit billigen, künstlich hergestellten Azofarben verunreinigt sein. Die Azo-Farbstoffe sind mittlerweile in Deutschland verboten, werden aber in anderen Ländern weiterhin verwendet und gelangen auf Umwegen in die Bundesrepublik. Die darin enthaltenen Giftstoffe 2-Naphtylamin, die Amine oder das Benzidin bergen ebenfalls Krebsrisiken. Weitere problematische Inhaltsstoffe stellen Nonylphenolethoxylate (NPE) oder Antimonoxid dar. Und dies sind nur wenige von vielen möglichen Schadstoffen.

Öko-Siegel: Was ist von ihnen zu halten?

oekotexWer sich nach Frottierwaren, Bettwäsche, Wohndecken oder Spannbetttüchern umsieht, findet selbst in Discountern wie Aldi, Lidl & Co. Ware mit dem Siegel „Öko-Tex 100 – Textiles Vertrauen“. In Verbraucherkreisen ist das Siegel recht bekannt und viele Konsumenten kaufen entsprechend gekennzeichnete Ware mit gutem Gewissen. Um zu beurteilen, wie aussagekräftig dieses Siegel ist, muss man wissen, welche Prüfkriterien dem „Öko-Tex 100“-Standard zugrunde liegen:

Der Grundgedanke hinter dem bereits in den 90er Jahren von der „Internationalen Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet der Textilökologie“ – einem Zusammenschluss von 14 Textil- und Prüfinstituten in Europa und Japan – ins Leben gerufenen Standard Öko-Tex 100 war die Schaffung einer unabhängigen Zertifizierung für gesundheitlich unbedenkliche Textilprodukte. Geprüft werden dabei Schadstoffrückstände in Textilien, die Herstellungsbedingungen bleiben jedoch unberücksichtigt. Der Standard schließt krebserrengende und allergisierende Farbstoffe generell aus, für andere gesundheitlich bedenkliche Stoffe gelten Grenzwerte. Diese Grenzwerte werden, entsprechend dem aktuellen Wissensstand, regelmäßig angepasst, dennoch gibt es immer noch Chemikalien – wie z. B. chlorierte Lösungsmittel – die von diesem Standard nicht erfasst werden.

made-in-greenIn ökologischer Hinsicht deutlich ambitionierter war der Standard Öko-tex 100 plus, der eine Kombination der Anforderungen von Öko-Tex 100 (Einhaltung von Schadstoff-Grenzwerten) und Öko-Tex 1000 (umweltfreundliche Produktion, Abwasserentsorgung, Energieverbrauch) darstellte. Dieses Gütesiegel wurde für schadstoffgeprüfte und umweltfreundlich hergestellte Textilien vergeben. Der Öko-Tex Standard 100 plus wurde 2014 vom neuen „made in Green“-Standard abgelöst: Made in Green zeichnet als neuer Nachhaltigkeits-Standard von Öko-Tex Produkte aus, die für Verbraucher unbedenklich sind und die darüber hinaus unter sozialverträglichen Arbeitsbedingungen und mit Hilfe umweltfreundlicher Produktionstechnologien hergestellt wurden.

ivn-best gotsStandards mit noch höherem Anspruch sind GOTS (Global Organic Textile Standard) und Naturtextil IVN zertifiziert BEST des Internationalen Verbandes der Naturtextilwirtschaft. IVN BEST steht für die zur Zeit bestmögliche ökologische Qualität, legt noch strengere Maßstäbe an, als der GOTS und übersteigt die europäische Gesetzgebung ohnehin bei Weitem. Sehr umwelt- und gesundheitsbewusste Verbraucher greifen daher bevorzugt zu Textilien, die eines der beiden links abgebildeten Siegel tragen.

Produkte ohne Zertifizierung können allerdings auch den strengen Maßstäben von GOTS oder gar IVN standhalten – gerade wenn es sich um Produkte kleinerer Manufakturen handelt und die Händler auf die Einhaltung entsprechender Vorgaben bestehen. Verantwortungsbewusste Unternehmen wie z. B. Hess Natur und Allnatura (siehe Listeneinträge unten) lassen von unabhängigen Prüf- und Zertifizierungsstellen regelmäßig den Produktionsprozess bzw. das Sortiment überprüfen, um eine einwandfreie Qualität sicherzustellen.

Fair-Trade und Produkte aus der Region

unter-der-bettdeckeDas Prinzip der Nachhaltigkeit schließt natürlich neben einem umweltschonenden Anbau der Rohstoffe auch soziale Faktoren, wie humane Arbeitsbedingungen und faire Entlohnung, sowie möglichst kurze Transportwege mit ein: Auch wenn hierzulande keine für die Herstellung von Handtüchern und Bettwäsche benötigte Baumwolle angebaut wird, der Rohstoff also zwangsläufig aus dem Ausland kommt, kann man auf Nachhaltigkeit achten, indem man Heimtextilien von inländischen oder gar in der Region ansässigen Unternehmen kauft, wie etwa der fränkischen Estella Ateliers GmbH mit ihrem Estella Onlineshop oder der schwäbischen Gebr. Elmer & Zweifel GmbH mit ihrer eigenen Marke für nachhaltig hergestellte Baumwoll-Produkte (siehe „Cotonea“ in der untenstehenden Liste). Optimalerweise finden möglichst viele Schritte der Produktion – Ausrüstung, Färbung oder Bedruckung, Veredelung und Konfektionierung –  jeweils in Deutschland oder gar am Stammsitz des Unternehmens selbst statt. Dies hilft unnötige Transportwege zu vermeiden, garantiert durch die in Deutschland gültigen Vorschriften Schadstoffarmut und sichert regionale Arbeitsplätze.

Aber nicht nur bei im Ausland produzierten Waren, sondern auch bei ausländischen Rohstoffen können Verbraucher auf fairen Handel Wert legen. Entsprechend orientierte Hersteller kennzeichnen ihre Waren mit Fair-Trade-Siegeln wie „Fairtrade Certified Cotton“, „Cotton made in Africa“ oder dem Siegel der „Fair Wear Foundation“.

Grüne Onlineshops mit Heimtextilien

Das ecohome 4.2-Baukonzept basiert auf höchsten Ansprüchen an Ökologie und Wohngesundheit. Damit Sie Ihr Zuhause nach den gleichen Kriterien ausstatten können, haben wir für Sie eine Liste mit Onlineshops zusammengestellt, in denen Sie nachhaltig produzierte und gesunde Heimtextilien einzukaufen können:

hessnatur

Hess Natur – www.hessnatur.com – Im Sortiment u. a. Bettwäsche, Badtextilien, Wolldecken, Plaids, Teppiche –  Hess Natur arbeitet ausschließlich mit Naturfasern und ist seit 2005 Mitglied der Fair Wear Foundation.  Alle Materialien sind GOTS- oder IVN BEST zertifiziert.

cotonea

Cotonea – www.cotonea.de – Im Sortiment u. a. Bettwäsche, Handtücher –  Alle Cotonea-Produkte sind IVN BEST zertifiziert.

gruene-erde

Grüne Erde – www.grueneerde.com – Im Sortiment u. a. Bettwäsche, Decken, Vorhänge & Meterware, Badtextilien, Teppiche – GOTS-zertifizierte Textilien, Mitglied in der Fair Wear Foundation.

waschbaer

waschbär – www.waschbaer.de – Im Sortiment u. a. Bettwäsche, Decken, Vorhänge, Handtücher, Badematten, Teppiche – Das Unternehmen ist GOTS-zertifiziert und Mitglied der Fair Wear Foundation, die Produktion findet teilweise in Deutschland statt.

allnatura

allnatura – www.allnatura.de – Im Sortiment u. a. Bettwäsche, Wolldecken & Plaids – Regelmäßige Schadstoffprüfungen des Stammsortiments unter Berücksichtigung der Richtlinien von IVN und natureplus.

avalon

Avalon Naturtextil – www.avalon-naturtextil.de – Im Sortiment u. a. Bettwäsche, Handtücher, Decken.
naturehomeNaturehome – www.naturehome.com – Im Sortiment u. a. Bio-Bettwäsche, Tischwäsche, Handtücher.
PureNature - Ihrer Gesundheit zuliebePureNature – www.purenature.de – Im Sortiment u. a. Bettwäsche, Decken & Plaids.

siebenblau

Siebenblau – www.siebenblau.de – Bio-Stoffe (Meterware) zum Selbernähen.
memomemo – www.memo.de – Im Sortiment u. a. Bettwäsche, Handtücher, Decken & Plaids.
avocadostoreavocadostore – www.avocadostore.de – Im Sortiment u. a. Bettwäsche, Handtücher, Wolldecken & Plaids.

oekoplanet

Öko-Planet – www.oeko-planet.com – Im Sortiment u. a. Bettwäsche, Decken, Plaids, Handtücher – Viele Produkte für Allergiker, allerdings auch einige ohne Öko-Zertifizierung.

Bildquellen: Chris/pixelio.de (Bild 1), Katharina Bregulla/pixelio.de (Bild 2), S. Hofschlaeger/pixelio.de (Bild 3)