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Terra X und die Bundeswaldinventur … anschauliche Statistik

Anlässlich der heutigen Wiederholung des äußerst sehenswerten Terra X-Dreiteilers „Deutschland – Wie wir leben“ (17.15 – 19.30 Uhr auf ZDF neo) und der kürzlich vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlichten Ergebnisse der aktuellen Bundeswaldinventur lohnt es sich, auch in unserem Blog einmal eines der höchsten Güter Deutschlands zum Thema zu machen: unseren Wald.

Der Zensus – ansprechend aufbereitet

Schwarzwald

Die dreiteilige Terra X-Reihe „Deutschland – Wie wir leben“ ist so etwas wie eine (sehr ansprechende) Verfilmung des Statistischen Jahrbuchs. Anhand eines statistischen Durchschnittsbürgers, der in der Reihe nicht „Otto Normalverbraucher“ heißt, sondern konsequenterweise Thomas Müller – da dies der verbreitetste Vor- und Nachname ist – wird das Leben der Deutschen illustriert: In Folge 1 steht dabei der Mensch im Mittelpunkt, in Folge 2 unser Hab und Gut, sowie unsere Werte – darunter auch der Traum vom Eigenheim – und in Folge 3 geht es um unsere Ernährung.

Bundeswaldinventur – alle 10 Jahre wieder

Der Wald und seine Bedeutung für unsere Kultur, seine Vermessung und unsere Holzvorräte werden im zweiten Teil der Terra X-Reihe beleuchtet (ab Min. 33’20): Im Mittelalter stieg der Holzeinschlag mit dem Holzbedarf bei Schiffs- und Hausbau, mit der Folge, dass der Waldbestand um fast zwei Drittel schrumpfte. Zum Schutz des Waldes erließ das Bistum Speyer 1442 eine Forstordnung, die als Grundstein unserer heutigen, nachhaltigen Forstwirtschaft betrachtet werden kann: Mit der Bundeswaldinventur werden alle 10 Jahre der Waldbestand in Deutschland erfasst und auf Basis dieser Daten wird die waldbauliche und forstpolitische Zielsetzung angepasst.

Die Bundeswaldinventur ist ein denkbar aufwendiges Unterfangen. Wie lässt sich überhaupt jeder Baum, jeder Sprössling, jedes Totholz zählen? Indem über ganz Deutschland rund 60.000 repräsentative Probepunkte im Wald verteilt liegen, die zum Stichpunkt von 60 Waldarbeiter-Teams vermessen und gezählt werden.

waldvermessung

Erste Ergebnisse der aktuellen Bundeswaldinventur (PDF) wurden Anfang des Monats veröffentlicht und bestätigen erneut: Deutschland hat mehr Wald pro Kopf als irgendein anderes Land Europas und der Holzvorrat ist auf Rekordniveau.

Waldfäche konstant, Zuwachs steigt

Ein Drittel der Landesfläche Deutschlands ist bewaldet. Das sind 11,4 Mio. Hektar. In den vergangenen zehn Jahren hat sich daran kaum etwas geändert: Bei der Gegenrechnung von Verlust an Waldfläche (u. a. durch Straßenbau) und Aufforstung hat die Waldfläche um 0,4 % zugenommen. Wenn man tiefer in die bewaldete Fläche schaut und die Zusammensetzung des Waldes untersucht, wird es allerdings interessant. Ähnlich wie bei der Bevölkerungspyramide sieht es auch beim Wald aus: Der Wald wird älter. Es gibt mehr alte Bäume, als vor 10 Jahren. Im Durchschnitt ist der Wald heute 77 Jahre alt. 2002 waren es nur 72,5 Jahre. Der Holzvorrat hat eine Höhe erreicht wie seit Jahrhunderten nicht mehr. In den letzten zehn Jahren ist er um weitere 7 % gestiegen. Mit einem Gesamtvorrat von 3,7 Milliarden Kubikmetern steht im deutschen Wald mehr Holz als in jedem anderen Land der EU.

holz-bis-zum-mond

 

holzzuwachs-bwMit Ausnahme der Fichte hat der Vorrat im bundesweiten Mittel bei allen Baumarten zugenommen. Im nebenstehenden Balkendiagramm sind beispielhaft die Zuwachs- und Einschlagwerte für Baden-Württemberg (PDF) dargestellt, das neben dem Rückgang der Fichte – aufgrund des als „Hochburg des Douglasienanbaus“ geltenden Schwarzwaldes – eine hohe Zuwachsrate für die Douglasie zeigt. Die Gründe für den rückläufigen Vorrat bei der Fichte (4 %) sind komplex: Fichtenholz ist das beliebteste Holz in der Bauindustrie, die Nachfrage hält damit an. Auf der anderen Seite ist die Fichte recht anfällig für Klimaveränderungen. So haben Stürme und Käferbefall große Fichtenbestände vernichtet. Der Rückgang der Fichte ist jedoch auch forstpolitisch begründet.

Waldumbau

Während des Zweiten Weltkriegs wurden weite Teile des deutschen Waldes zerstört. Eine rasche Wiederaufforstung war daher nach Kriegsende nötig. Dies wurde mit der Pflanzung von Fichten- und Kiefernkulturen erreicht, da diese Bäume im Gegensatz zu anderen Baumarten auch auf freien Flächen problemlos und schnell wachsen und ihr Holz vielfältig genutzt werden kann. So erklärt sich auch der große Bestand an 60-jährigen Fichten und Kiefern.

Genau wie in der Landwirtschaft sind Monokulturen jedoch nicht erstrebenswert. In einem Mischwald herrscht ein natürliches Gleichgewicht mit ungünstigeren Bedingungen für Schädlinge. Seit einigen Jahren hat die nachhaltige Forstwirtschaft daher den Waldumbau zum Ziel: Der Fichten- und Kiefernanteil soll zugunsten von Buchen, Eichen und anderen Laubbäumen (ALH/ALN) gesenkt werden.

Die Douglasie – Nadelbaum der Zukunft?

Die Douglasie ist produktionsstärker, anpassungsfähiger und schadensresistenter als die Fichte. Zum einen ist die Douglasie dank einer starken Durchwurzelung wesentlich stabiler gegen Sturmwurf, zum anderen wird die Douglasie mit durchschnittlich fünfzig Metern um etwa ein Drittel höher als die Fichte.

Aufgrund ihrer hervorragenden Eigenschaften gilt die Douglasie vielen als Wirtschaftsbaumart der Zukunft, insbesondere eben als Alternative zur Fichte. Im Baubereich ist das Douglasienholz besonders begehrt: Aufgrund ihrer Witterungsbeständigkeit und ihrer mechanischen Eigenschaften sticht die Douglasie alle heimischen Nadelhölzer aus – einschliesslich der Lärche. Darüberhinaus produziert die Douglasie im Vergleich zu heimischen Nadelhölzern besonders viel Wertholz. Einige Forstwissenschaftler äußern jedoch massive Bedenken, da es sich bei der Douglasie um eine invasive, weil nordamerikanische, also gebietsfremde Baumart handelt, deren Anbau entsprechend gut geplant und überwacht werden muss, um heimische Arten nicht zu verdrängen.

Abgesehen davon ist die Douglasie im Waldbau völlig anders zu behandeln als z. B. die Fichte, da sich juveniles Holz bei der Douglasie in den ersten 20 Jahrringen um das Mark herum gebildet. Um tragfähiges Holz zu erhalten, muss bei der Douglasie also auf ein nicht zu schnelles Jugendwachstum geachtet. Generell sollten Douglasienbestände auch spät geerntet werden, zugunsten des mit zunehmendem Alter höheren Anteils an adultem, für die Bauwirtschaft wertvollerem Holzes. Empfohlen werden Wachstumsperioden von um die 120 Jahren. Im fortgeschrittenen Alter neigt die Douglasie jedoch zur Entwicklung gleichaltriger Reinbestände, d. h. andere Baumarten werden verdrängt. Dies könnte zur gleichen Walddynamik führen, wie bei den in der Nachkriegszeit gepflanzten Fichtenmonokulturen. Die Douglasie wird also voraussichtlich nur in kleinflächigen Reinbeständen, eingestreut zwischen andere Baumarten, angebaut werden. Eine Ablösung der Fichte durch die Douglasie ist daher nicht zu erwarten.

Bildquellen: © Falk/fotolia.com (Bild 1), ZDF (Bild 2+3), ForstBW (Bild 4)

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